Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Projekte

1. DFG Langzeitvorhaben: Corpus of Greek papyrus texts with administrative content from Ptolemaic Egypt (seit 2024)

In Kooperation mit Prof. Dr. Charikleia Armoni   , Kölner Papyrussammlung, und Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt   , Lehrstuhlinhaber (C4) für Klassische Philologie und Papyrologie, Universität zu Köln

https://cpap-project.de/   

Das Langzeitvorhaben, eine Kooperation des Kölner Instituts für Altertumskinde (Papyrologie) und des Seminars für klassische Altertumswissenschaften (Alte Geschichte) in der Universität Halle, wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Das Projekt soll ca. 6.500 griechische Papyrusquellen administrativen Inhalts aus dem hellenistischen Ägypten sammeln und aus verschiedenen fachlichen Perspektiven erschließen. Der historische und philologische Wert dieser Dokumentation ist einzigartig: Als Gebrauchstexte geben papyrologische Dokumente einen unverfälschten Einblick in die facettenreiche verwaltungsmäßige und rechtliche Organisation einer antiken Gesellschaft in ihrer Gesamtheit. Ziel des Vorhabens ist, anhand dieser reichen Dokumentation die Frage zu untersuchen, wie herrschaftliche Verwaltung in einem antiken multikulturellen Gemeinwesen organisiert war. Das Projekt soll erstmalig auf der Basis griechischer Papyrusdokumentedie Gesamtheit der administrativen Institutionen und der von ihnen gelenkten Vorgänge im ptolemäischen Ägypten erfassen. Die Quellen sollen revidiert, historisch ausgewertet und übersetzt und zusammen mit deren Abbildungen sowie verschiedenen Metadaten in einem dynamischen digitalen Textcorpus präsentiert werden, das in Zusammenarbeit mit dem Cologne Center for eHumanities entsteht. Die Ergebnisse der historischen Auswertung sollen in einem mehrbändigen monographischen Werk dargestellt werden, das auf das digitale Textcorpus Bezug nimmt.

Corpus of the Greek Administrative Papyrological Sources from Ptolemaic Egypt

The long-term project, a cooperation of the Cologne Department for Classics (Papyrology) and the Seminar for Classics (Ancient History) in the University of Halle, is funded by the German Research Foundation (DFG). The project aims to collect approximately 6,500 Greek papyrological sources of administrative content from Hellenistic Egypt and to study them from various perspectives. The historical and philological value of this documentation is unique: as everyday texts, papyrological documents provide a genuine insight into the multifaceted administrative and legal organization of an ancient society. The aim of the project is, on the basis of this rich documentation, to investigate how ruling administration was organized in an ancient multicultural society and to record for the first time the entirety of administrative institutions and their activity in Ptolemaic Egypt. The sources will be revised, historically evaluated, translated and presented together with their images and various metadata in a dynamic digital text corpus, which is being created in cooperation with the Cologne Center for eHumanities. The results of the historical evaluation of the sources are to be presented in a multi-volume monographic work that refers to the digital text corpus.

Projektmitarbeiter Sektion Halle

Mario Paganini

2. Gerda-Henkel-Stiftung: Dynastic Legitimacy and Ruler Representation in Hellenistic Royal Metropoleis: A Comparative Study of the Seleukid and Ptolemaic „Policy of Images“ (2024–2026)

In Kooperation mit Prof. Dr. Eva Anagnostou-Laoutides, Macquaire University, Sydney

https://www.gerda-henkel-stiftung.de/dynastic_legitimacy_and_ruler_representation#126169   

Triumphierender Feldherr in der Nachfolge Alexander des Großen oder Symbol dekadenter Verschwendungssucht, altägyptische Gottheit oder Schutzherr der jüdischen Gemeinde – die Könige und Königinnen hellenistischer Zeit (322–30 v. Chr.) erscheinen je nachdem, welche Quelle man heranzieht, in sehr unterschiedlichem, ja gegensätzlichem Gewand. Das Spektrum ihrer Selbstdarstellung und der zeitgenössischen Zuschreibungen ist ausgesprochen breit. Die aus der Erbmasse von Alexanders Eroberungen hervorgegangenen Monarchien bewiesen eine erstaunliche Flexibilität bei der Anverwandlung ganz verschiedener Bräuche und Repräsentationsformen zum Zwecke der Herstellung dynastischer Legitimität. Damit reagierten die Herrscher griechisch-makedonischer Herkunft auf die sehr heterogenen Erwartungen ihrer Untertanen und die vielschichtigen Akkulturationsprozesse, die sich zwischen den griechischen Eliten und den Kulturen des Alten Orients und Ägyptens ergaben.

Doch wie genau korrespondierte die herrscherliche Selbststilisierung mit den Vorstellungswelten der einzelnen Untertanengruppen? Darüber ist trotz intensiver Forschung zu den hellenistischen Königreichen immer noch wenig bekannt. Hier setzt das Vorhaben der Althistoriker Prof. Dr. Eva Anagnostou-Laoutides und Prof. Dr. Stefan Pfeiffer an. Durch den umfassenden Vergleich der Königsdarstellungen der beiden wichtigsten hellenistischen Dynastien, der Seleukiden und der Ptolemäer, möchte die internationale Forschungsgruppe herausfinden, wie die einzelnen Herrscherbilder entstanden sind und über welche kulturellen Kanäle sie sich verbreiteten.

Dabei liegt der Fokus der Untersuchung auf den jeweiligen Hauptstädten der beiden Reiche: Sowohl die seleukidischen Residenzen Seleukia am Tigris und Antiochia am Orontes, als auch Alexandria, die Metropole des Ptolemäerreiches, wurden von den Königen gezielt als Zentren ihrer Repräsentation und Prachtentfaltung konzipiert. In der Einwohnerstruktur der Metropolen spiegelte sich die multiethnische Zusammensetzung der Königreiche, weshalb sich anhand der Hauptstädte Prozesse der „Übersetzung“ von lokalen Traditionen gut beobachten lassen. Die Seleukiden etwa bezogen sich immer wieder auf die babylonische Mythologie, deuteten diese aber in einer Weise, die auch für die griechischen Siedler und andere Untertanengruppen verständlich war. Am Königshof in Alexandria inszenierten sich Ptolemaios II. und seine Schwestergemahlin Arsinoe II. wahlweise als die Geschwister Zeus und Hera oder Osiris und Isis, womit sie in der Tradition der Pharaonen den göttlichen Charakter ihrer Herrschaft unterstrichen. In beiden Reichen bestanden komplexe Wechselbeziehungen zwischen dem Herrscherhaus und der hauptstädtischen Bevölkerung, die für die Akzeptanz der dynastischen Thronfolge von großer Bedeutung waren. Die Analyse der seleukidischen und ptolemäischen Bildpolitik vermag auf diese Weise einen Beitrag zum besseren Verständnis der spezifischen Herausforderungen hellenistischer Herrschaft zu leisten.

Als einschlägige Quellen dienen dem Forscherteam neben der historiographischen Überlieferung Inschriften, Münzen, Papyri und archäologische Funde. Geplant ist unter anderem die genaue Inaugenscheinnahme neuerer archäologischer Ergebnisse aus Seleukia und Alexandria. Die Einbeziehung aller verfügbaren materiellen Zeugnisse ist zentral, um die in der Textüberlieferung vorherrschende gräkozentrische Perspektive auszutarieren. Die Forschungsergebnisse werden in einer gemeinsamen Monographie beider Projektbeteiligten sowie weiteren Publikationen veröffentlicht. Darüber hinaus soll eine sechsteilige Podcast-Reihe zu den hellenistischen Hauptstädten entstehen, die an eine interessierte Öffentlichkeit gerichtet ist.

Doktorand: Elia Schnaible (ab Oktober 2024)

3. DFG Netzwerk (seit 2025–2027): Der hellenistische König als Idealherrscher? Vorstellungen von „guter“ Herrschaft in den Nachfolgereichen Alexanders des Großen

In Kooperation mit Prof. Dr. Gregor Weber, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universität Augsburg.

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