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Dynastic Legitimacy and Ruler Representation in Hellenistic Royal Metropoleis

Dynastic Legitimacy and Ruler  Representation in Hellenistic Royal Metropoleis: A Comparative Study of  the Seleukid and Ptolemaic „Policy of Images“

Gefördert durch ie Gerda-Henkel-Stiftung (2024–2026)

In Kooperation mit Prof. Dr. Eva Anagnostou-Laoutides, Macquaire University, Sydney

Zum Projekt: https://www.gerda-henkel-stiftung.de/dynastic_legitimacy_and_ruler_representation#126169    

Triumphierender Feldherr in der Nachfolge Alexander des Großen oder Symbol dekadenter Verschwendungssucht, altägyptische Gottheit oder Schutzherr der jüdischen Gemeinde – die Könige und Königinnen hellenistischer Zeit (322–30 v. Chr.) erscheinen je nachdem, welche  Quelle man heranzieht, in sehr unterschiedlichem, ja gegensätzlichem  Gewand. Das Spektrum ihrer Selbstdarstellung und der zeitgenössischen Zuschreibungen ist ausgesprochen breit. Die aus der Erbmasse von Alexanders Eroberungen hervorgegangenen Monarchien bewiesen eine erstaunliche Flexibilität bei der Anverwandlung ganz verschiedener Bräuche und Repräsentationsformen zum Zwecke der Herstellung  dynastischer Legitimität. Damit reagierten die Herrscher  griechisch-makedonischer Herkunft auf die sehr heterogenen Erwartungen  ihrer Untertanen und die vielschichtigen Akkulturationsprozesse, die  sich zwischen den griechischen Eliten und den Kulturen des Alten Orients  und Ägyptens ergaben.

Doch wie genau korrespondierte die herrscherliche Selbststilisierung mit den Vorstellungswelten der einzelnen Untertanengruppen? Darüber ist trotz intensiver Forschung zu den hellenistischen Königreichen immer  noch wenig bekannt. Hier setzt das Vorhaben der Althistoriker Prof. Dr.  Eva Anagnostou-Laoutides und Prof. Dr. Stefan Pfeiffer an. Durch den umfassenden Vergleich der Königsdarstellungen der beiden wichtigsten hellenistischen Dynastien, der Seleukiden und der Ptolemäer, möchte die internationale Forschungsgruppe herausfinden, wie die einzelnen Herrscherbilder entstanden sind und über welche kulturellen Kanäle sie sich verbreiteten.

Dabei liegt der Fokus der Untersuchung auf den jeweiligen Hauptstädten der beiden Reiche: Sowohl die seleukidischen Residenzen  Seleukia am Tigris und Antiochia am Orontes, als auch Alexandria, die  Metropole des Ptolemäerreiches, wurden von den Königen gezielt als  Zentren ihrer Repräsentation und Prachtentfaltung konzipiert. In der  Einwohnerstruktur der Metropolen spiegelte sich die multiethnische  Zusammensetzung der Königreiche, weshalb sich anhand der Hauptstädte  Prozesse der „Übersetzung“ von lokalen Traditionen gut beobachten  lassen. Die Seleukiden etwa bezogen sich immer wieder auf die  babylonische Mythologie, deuteten diese aber in einer Weise, die auch  für die griechischen Siedler und andere Untertanengruppen verständlich  war. Am Königshof in Alexandria inszenierten sich Ptolemaios II. und  seine Schwestergemahlin Arsinoe II. wahlweise als die Geschwister Zeus und Hera oder Osiris und Isis, womit sie in der Tradition der Pharaonen den göttlichen Charakter ihrer Herrschaft unterstrichen. In beiden Reichen bestanden komplexe Wechselbeziehungen zwischen dem Herrscherhaus und der hauptstädtischen Bevölkerung, die für die Akzeptanz der dynastischen Thronfolge von großer Bedeutung waren. Die Analyse der seleukidischen und ptolemäischen Bildpolitik vermag auf diese Weise einen Beitrag zum besseren Verständnis der spezifischen  Herausforderungen hellenistischer Herrschaft zu leisten.

Als einschlägige Quellen dienen dem Forscherteam neben der historiographischen Überlieferung Inschriften, Münzen, Papyri und archäologische Funde. Geplant ist unter anderem die genaue Inaugenscheinnahme neuerer archäologischer Ergebnisse aus Seleukia und Alexandria. Die Einbeziehung aller verfügbaren materiellen Zeugnisse ist zentral, um die in der Textüberlieferung vorherrschende gräkozentrische Perspektive auszutarieren. Die Forschungsergebnisse werden in einer gemeinsamen Monographie beider Projektbeteiligten sowie weiteren Publikationen veröffentlicht. Darüber hinaus soll eine sechsteilige Podcast-Reihe zu den hellenistischen Hauptstädten entstehen, die an eine interessierte Öffentlichkeit gerichtet ist.

Doktorand: Elia Schnaible (ab Oktober 2024)

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