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Lisa Kröger

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Antigonidische Herrschaft über griechische Städte (Arbeitstitel)

Die Arbeit wird betreut von Prof. Dr. Stefan Pfeiffer

Neben dem Königreich Makedonien beherrschte die Dynastie der Antigoniden in hellenistischer Zeit weite Teile des griechischen Nordens, Mittelgriechenlands und der Peloponnes. Die Kontrolle über diese Gebiete übten die antigonidischen basileis sowohl mithilfe eines dichten Netzes makedonischer Garnisonen und Besatzungen als auch durch verbündete Oligarchen in den griechischen poleis aus. Ihre gewonnene Position stellte die Könige jedoch auch vor besondere Herausforderungen: Zwar war die makedonische Bevölkerung seit Langem an eine monarchische Herrschaftsausübung gewöhnt und hatte sich mit dieser arrangiert, die griechischen Stadtstaaten standen hingegen in einer jahrhundertelangen Tradition städtischer Autonomie und lehnten die Herrschaft eines Einzelnen meist entschieden ab. Mehr noch, die Freiheit der polis war von existentieller Bedeutung für das Selbstverständnis der Städte. Die hellenistischen Herrscher gingen daher sensibel mit diesem Anspruch um und gaben vor, ihn zu achten, meist in Form bestimmter Privilegien oder Schenkungen im Rahmen des königlichen Euergetismus.

Das spannungsreiche Verhältnis zwischen stadtstaatlicher Autonomie und städtischer Selbstverwaltung der griechischen poleis auf der einen sowie dem monarchischen Herrschaftsanspruch der Antigoniden auf der anderen Seite soll im Rahmen des Dissertationsprojektes untersucht und die verschiedenen Umgangsmöglichkeiten der beiden Parteien miteinander analysiert werden. Dabei soll vor allem die Frage nach Akzeptanz und Unterstützung der Antigoniden in den griechischen Gemeinwesen beantwortet werden, indem etwa betrachtet wird, wie die Städte ihre Loyalität zu den Herrschern zeigten oder aber ihren Abfall vom Königreich ausdrückten. Von der Untersuchung sind daher insbesondere neue  Erkenntnisse über den tatsächlichen Umfang des antigonidischen Herrschaftsgebiets in Griechenland und den Rückhalt der Dynastie in der griechischen Bevölkerung zu erwarten.

Geographisch umfasst das Dissertationsprojekt insbesondere Mittelgriechenland und die Peloponnes, da hier, im Kerngebiet traditioneller griechischer Stadtstaatlichkeit, jenes Verhältnis zwischen städtischer eleutheria und monarchischem Herrschaftsanspruch besonders deutlich werden dürfte. Zeitlich wird die Spanne vom Tode Alexanders d. Gr. im Jahr 323 v. Chr. bis zur Zerschlagung des makedonischen Königreichs im Jahr 168 v. Chr. behandelt. Der Fokus soll dabei auf der Zeit der etablierten antigonidischen Herrschaft in Makedonien und Griechenland seit der Regierung Antigonos‘ II. Gonatas liegen. Für ein vollständiges Bild müssen jedoch auch die Anfänge der Dynastie unter Antigonos I. Monophthalmos und insbesondere Demetrios I. Poliorketes miteinbezogen werden.

Während etwa die Herrschaftspraktiken der Ptolemäer und der Seleukiden bereits eingehend untersucht wurden, liegt zum Königreich der Antigoniden und zu seinen inneren Strukturen noch kein großer Fundus an Forschungsliteratur vor. Die skizzierte Untersuchung antigonidischer Herrschaftsstrukturen in Griechenland soll daher einen Beitrag zum Verständnis dieser bisher am wenigsten behandelten hellenistischen (Groß-)Dynastie leisten.

Lisa Kröger ist Mitglied der International Max Planck Research School for the Anthropology, Archaeology and History of Eurasia: https://www.eth.mpg.de/kroeger   

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