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Daniel Franz

Die Parallelisierung von Jagd und Krieg im antiken Griechenland (Arbeitstitel)

Die Arbeit wird betreut von Prof. Dr. Stefan Pfeiffer

Die Darstellung des Herrschers als Jäger zur Demonstration von Furchtlosigkeit und Macht war sowohl im pharaonischen Ägypten als auch bei den frühen Hochkulturen Vorderasiens verbreitet. Zudem wurde sie auch häufig mit dem Vermögen, äußere Feinde zu bezwingen, symbolisch verbunden. Die Vorstellung einer engen Verbindung zwischen Jagd- und Kriegspraktiken findet sich aber auch bereits sehr früh im alten Griechenland. Schon in der Ilias finden Jagdmetaphern zahlreich Verwendung bei der Schilderung der Kämpfe der Heroen. Des Weiteren sind z.B. aus Sparta und Kreta Nachrichten erhalten geblieben, die Hinweise darauf geben, dass der Jagd dort eine initiatorische Funktion zukam, um die Heranwachsenden auf ihre Männer- bzw. Kriegerrolle vorzubereiten.

Aber auch die antiken Autoren, allen voran Xenophon, maßen der Jagd eine besondere Bedeutung bei. Die Quellen zeigen, dass die gefährliche Jagd auf Großwild eng mit kriegerischen Werten wie Arete, Andreia oder Kleos verbunden war, in denen sich das aristokratisch-kriegerische Selbstverständnis der Eliten widerspiegelt. Im xenophonetischen Textcorpus heißt es entsprechend, dass die Jagd in allem bilde, was zum Krieg gehört (Xen. Kyn. 12,2-3): „[…] τὰ δὲ πρὸς τὸν πόλεμον μάλιστα παιδεύει.“ Diese Tradition wirkte schließlich auch noch in hellenistischer Zeit fort, als Herrscher und Potentaten, die Jagd im Sinne eines charismatischen Königtums als Medium ihrer Selbstdarstellung zu instrumentalisieren begannen.

Trotz einer für das Feld der Alten Geschichte insgesamt recht guten Quellenlage existiert im deutschsprachigen Raum bislang allerdings kein Beitrag, der die Parallelisierung von Jagd und Krieg im Rahmen der antiken Kriegskultur systematisch in den Blick nimmt.

Zudem hat die Forschung die „Königliche Jagd“ in hellenistischer Zeit bislang vor allem im Hinblick auf die Einflüsse und Vorbildfunktion der Monarchien des Vorderen Orients gedeutet. Die griechisch-makedonische Tradition, in der die enge Verbindung kriegerischer und jagdlicher Tugenden ebenfalls eine bedeutende Rolle spielte, wurde dagegen weniger häufig zur Analyse hellenistischer Herrscherjagden herangezogen. Folglich sollen dahingehende Kontinuitäten näher in den Blick genommen werden. Dabei soll allerdings der Einfluss altorientalischer Herrschaftsideologie weder geleugnet noch marginalisiert werden. Vielmehr werden die einzelnen Zeugnisse im Hinblick auf ihre spezifischen Kontexte und Adressatengruppen analysiert.

Gleichsam wurde die Parallelisierung von Jagd und Krieg bislang auch aus militärgeschichtlicher Perspektive noch nicht grundlegend aufgearbeitet. Kommt ihr vielleicht sogar eine Bedeutung zu, die über die Funktion als verselbstständigter, herrschaftlicher Topos oder repräsentative Inszenierung hinaus geht? So gilt es, Aussagen antiker Autoren ernst zu nehmen, welche diese über den Nutzen der Jagd als Vorbereitung auf den bewaffneten Kampf treffen und mit den Ergebnissen dessen abzugleichen, was die „Face of Battle“- Forschung zur Frage rekonstruiert hat, welchen Situationen sich antike Soldaten im Kampf ausgesetzt sahen.

Außerdem sollen durch Bezugnahme auf anthropologische und herrschaftssoziologische Theorien auch Anknüpfungspunkte in einem breiteren kulturwissenschaftlichen Sinne geschaffen werden.

Zeitlich wird die Spanne von der griechischen Frühzeit bis zum Ende des Hellenismus behandelt.

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