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Marcus Hellwing

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Sit non doctissima coniunx – Diskurse über Frauen und Bildung in der späten römischen Republik und Kaiserzeit

Die Arbeit wird betreut von Frau Prof. Dr. Angela Pabst.

Horaz schrieb, dass „das eroberte Griechenland den Eroberer Rom besiegte, indem es die Künste in das bäuerliche Latium brachte.“ (epist. 2,1,156f.) Der Beginn des Untersuchungszeitraums ergibt sich, wie unschwer aus dem Zitat des Horaz erkennbar ist, aus der zunehmenden Übernahme griechischer Gelehrsamkeit und einer ersten römischen Bildungsdefinition durch Cicero in der untergehenden Republik. Im Laufe der Kaiserzeit manifestierte sich ein eigener Bildungsweg. Dieser war jedoch – vor allem in der Zeit der zweiten Sophistik – offen für Einflüsse aus der hellenistischen Welt.

Zwar gibt es in der Antike noch keinen festen Kanon zu vermittelnder Fächer – den artes –, aber verschiedene Wissensfelder wurden zu wesentlichen Bestandteilen der römischen Bildungskultur. Den pragmatischen, beinahe utilitaristischen Römern kam es bei der Bildung vor allem auf die praktische Anwendbarkeit im Alltag an – die Grammatik diente als Grundlage der Rhetorik, die vor allem in der Politik unverzichtbar wurde, Mathematik und Geometrie dienten in der Architektur, die Philosophie war nützlich bei der Erziehung und Bildung der Kinder, zur Trauerbewältigung,  aber auch für die Muße.

Nicht nur die Männer, auch die Römerinnen bildeten sich in den artes. Voraussetzung für diese Bildung war erst einmal der Umgang mit den Kulturtechniken des Lesens, Schreibens und Rechnens, wobei diese Grundlagen nicht als eruditio im römischen Sinn gesehen werden kann. Eine Grabinschrift auf ein fünfzehnjähriges Mädchen zeigt, dass dieses in ihren jungen Jahren bereits erudita omnibus artibus – gebildet in allen Künsten – war. (CIL 06, 25808) Die meisten Textquellen zeigen jedoch Frauen, die sich lediglich einzelnen Disziplinen zuwandten.

Das kulturelle Kapital der Bildung erhöhte den „Marktwert“ der römischen Frau auf dem Heiratsmarkt. Die männlichen Autoren der Quellen schilderten gebildete Frauen oft positiv und hoben ihre Bedeutung für das Prestige der eigenen Person und/oder der Familie hervor. Zur Erfüllung ihrer Rolle als gute römische Matrona war ihre Bildung für die spätere Erziehung der Kinder durchaus gewünscht. Jedoch gab es auch Kritik an Frauen, die sich „mit Wissenschaft nicht um der Weisheit willen beschäftigen, sondern sich mit ihr für einen höheren Lebensstil ausstatten.“ (Sen. ad Helv. 17,4) Die Bildung im antiken Rom war oft mit hohen Kosten verbunden, die mehrheitlich nur von Mitgliedern des römischen Adels getragen werden konnten. Sie sollte allerdings nicht der Prunksucht dienen und somit auch nicht dem für die Oberschicht gebräuchlichen Bild eines bescheidenen Römers widersprechen. Da die Quellen vorwiegend von Angehörigen des ordo equester beziehungsweise des ordo senatorius sprechen, wird das Projekt die Diskurse der Oberschicht nachzeichnen.

Die Betrachtung der verschiedenen artes, in denen sich die Römerinnen bildeten, eröffnen verschiedene Fragen, denen im Rahmen der Arbeit nachgegangen wird: Wozu nutzten sie ihre Bildung? Was gab es für Bildungsorte, an denen sie ihr Wissen bezogen – öffentliche Schulen, durch Hauslehrer oder Familienangehörige innerhalb der domus? Wie wurden Frauen mit Kenntnissen bestimmter Fächer durch die männlichen Autoren bewertet – etwa in Briefen oder beim Gastmahl? Fielen sie aufgrund ihrer Bildung aus ihrer Rolle oder unterstrichen sie diese dadurch besonders?

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