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Jens Fischer

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Tuus iam regnat Apollo – Über die Rolle von Orakeln, den sibyllinischen Büchern und dem Gott Apollon während der Krise der späten Republik und der Genese der augusteischen Herrschaft (ca. 83 – 12 v. Chr.)

Die Arbeit wird betreut von Frau Prof. Dr. Angela Pabst.

Orakel waren in der Antike in der Lage, die größten politischen Ereignisse der Zeit zu beeinflussen. Laut unseren Quellen überschritt Kroisos den Halys und die Athener flüchteten sich hinter ihre „hölzernen Mauern“ beeinflusst durch die Worte der delphischen Pythia, einer Priesterin des mantischen Gottes Apollon. Besonders in Zeiten größerer Krisen hatten Orakel Hochkonjunktur und die für die römische Welt überaus bedeutende Sammlung der sibyllinischen Bücher wurde fast ausschließlich in solchen Zeiten konsultiert. Das hierfür verantwortliche Priesterkollegium, die decem- bzw. quindecemviri, stand spätestens seit der ersten Hälfte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts ebenfalls in einem engen Verhältnis zu Apollon.

Die bis dahin größte Krise, mit der sich die römische Welt konfrontiert sah, waren die seit dem späten zweiten Jahrhundert v. Chr. andauernden Bürgerkriege. Im Jahre 83 v. Chr. fielen diesen beim Brand des Kapitols auch Roms sibyllinische Bücher zum Opfer und mussten aufwendig wiederhergestellt werden. Besonders in den folgenden Jahrzehnten spielten sibyllinische Orakel dann immer wieder eine wichtige Rolle in den politischen Auseinandersetzungen. So kursierte kurz vor der Ermordung Caesars bzw. dessen beabsichtigten Aufbruch zu seinem Partherfeldzug ein ihnen zugeschriebenes Orakel, welches besagte, dass nur ein König den Gegner im Osten besiegen könne.

Endgültig überwunden wurden die Bürgerkriege von Augustus. Die entscheidende Schlacht bei Actium im Jahre 31 v. Chr. fand statt in der Nähe eines Heiligtums des Apollon. Hierdurch etablierte sie nicht nur für die Zeitgenossen, sondern auch für große Teile der modernen Forschung die besondere Beziehung, welche den ersten Prinzeps bekanntlich mit diesem Gott verband. Doch bereits seit 37 v. Chr. war Augustus ein Mitglied der quindecimviri. Und schon im Jahre 36 v. Chr. gelobte er den Tempel des Gottes auf dem Palatin, der dann in unmittelbarer Nähe zu seiner Wohnstätte errichtet wurde und in den er schließlich auch die sibyllinischen Bücher überführen ließ. Die Assoziation des Augustus mit der Divinationsgottheit par excellence hat ihre Wurzeln somit zweifelsfrei noch in der Zeit seiner Machterlangung.

Im Zentrum meiner Arbeit steht daher die These, dass das besondere Verhältnis zwischen Kaiser und Gott seinen Ursprung in religiösen und politischen Dynamiken hat, die eng mit den langandauernden Krisenzeiten und der besonderen Bedeutung verbunden waren, welche die Divination im Allgemeinen und Orakel im Speziellen sowie der für diese Gebiete zuständige Gott Apollon in solchen Zeiten seit langem besaßen. Sie stellt somit viele gängige Interpretationsansätze von Einzelphänomenen in Frage und sucht nach einem ganzheitlichen Verständnis der Rolle von Orakeln, den sibyllinischen Büchern und dem Gott Apollon in diesen Zeiten eines weltgeschichtlich bedeutenden Umbruchs.

Die Arbeit an der Dissertation wird ermöglicht durch ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes.

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